- Proklos
- Prọklos,griechischer Philosoph, * Konstantinopel 8. 4. 412, ✝ Athen 17. 4. 485; studierte Grammatik, Rhetorik und Rechtswissenschaften, begab sich etwa 430 nach Athen, wo er seit etwa 437 die platonische Akademie leitete. Proklos war der bedeutendste Vertreter des athenischen Neuplatonismus. Bezeugt sind seine intensive Lehrtätigkeit und ein umfassendes (nur teilweise erhaltenes) Schrifttum, das Kommentare v. a. zu Platon, philosophisch-theologische Abhandlungen wie auch religiöse Dichtung umfasst. Hauptanliegen des Proklos war die weiterführende Systematisierung der Lehre Plotins; in dem Prozess der Emanation unterscheidet Proklos die noch für G. W. F. Hegel richtungweisende dialektische Struktur: das Bleiben (»mone«) in der Ursache, das Hervortreten (»prosodos«) aus ihr, die Rückwendung (»epistrophe«) zu ihr. Das geistige und ethische Streben wird auf die Vereinigung mit dem höchsten Einen jenseits des diskursiven Denkens ausgerichtet. Proklos beeinflusste Dionysios Areopagita und ist auch für die Philosophie des Mittelalters, der Renaissance und der Neuzeit wirkungsgeschichtlich bedeutsam gewesen. Sein Euklidkommentar zählt, u. a. wegen des darin enthaltenen Mathematikerverzeichnisses, zu den wichtigsten Quellen zur antiken Mathematik.Ausgaben: Opera, herausgegeben von V. Cousin, 6 Bände (1820-27); Kommentar zum ersten Buch von Euklids »Elementen«, herausgegeben von E. Abderhalden (1945).P. Bastid: Proclus et le crépuscule de la pensée grecque (Paris 1969);W. Beierwaltes: P. Grundzüge seiner Metaphysik (21979);
Universal-Lexikon. 2012.